2008-07-16

Stellungswechsel

Irgendwie scheine ich bisher noch nicht den Job gefunden zu haben, in dem ich es längere Zeit aushalte. Wie schon durch ein paar Kommentare angedeutet wurde, bin ich nicht mehr bei Telefónica. Letzte Woche hatte ich meinen letzten Arbeitstag, und seitdem habe ich mir überlegt, wie und was ich hier schreibe. Die gute Nachricht vorweg: Ich muss demnächst nicht von Hartz IV leben, sondern habe heute meinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben. Aber der Reihe nach. Ursprünglich habe ich in diesem Blog ja mein Arbeitsleben als angehender Lehrer und das jähe Ende dieser kurzen Karriere recht ausführlich beschrieben. Über meine Arbeit bei Telefónica habe ich mich aber geflissentlich ausgeschwiegen, wenn man mal von einem Beitrag zum Arbeitsantritt absieht. Das liegt zum einen daran, dass ich natürlich nicht wirklich gut über irgendwelche Interna schreiben konnte, zum anderen aber auch, dass es einfach nichts spannendes zu erzählen gab. Jenseits dieses Forums habe ich vermutlich jedem, ob er es nun hören wollte oder nicht, schon längere Zeit mein Leid geklagt, dass mir meine Arbeit nicht wirklich Spass gemacht hat. Seit einigen Jahren stellt Telefónica entbündelte DSL-Anschlüsse zur Verfügung. Das bedeutet, die "letzte Meile" zum Kunden wird vom magenta Ex-Monopolisten bereitgestellt (nicht ganz freiwillig, dafür gibt's die Bundesnetzagentur), den Rest machen "wir". Allerdings relativ unsichtbar für die Öffentlichkeit, weil diese Dienstleistung an klassische DSL-Reseller verkauft wird, die das ganze dann unter ihrem Namen an den Mann und die Frau bringen. Ich war gemeinsam mit einigen Kollegen für die Software zuständig, die die ganzen Abläufe zwischen den beteiligten Parteien koordiniert, wenn Joe Surfer bei Provider XYZ einen DSL-Anschluss bestellt. Leider deckte sich das nur sporadisch mit dem, was ich mir gemeinhin unter einer "sinnvollen Arbeit" vorstelle, oder gar "wofür ich studiert habe". Irgendwie waren immer wieder die gleichen Probleme in immer neuen Ausprägungen zu lösen, was auf die Dauer ziemlich frustrierend wurde. Immerhin habe ich auf diese Weise erfahren, wie "in der freien Wirtschaft gearbeitet wird" - und ich bin reichlich unterwältigt. Da wird auch nur mit Wasser gekocht, und das wird dann sogar noch von zu vielen Köchen verdorben, um mal zwei Redewendungen hemmungslos zu vermengen. So traf es sich ganz gut, dass ich auf eine Stellenausschreibung aufmerksam gemacht wurde - im Hochschulrechenzentrum der Universität Bielefeld. Um's kurz zu machen: Ab August bin ich dort für Active Directory und VMware zuständig. Mit anderen Worten: Ich bin wieder zu Hause. Wahrscheinlich dürfte ich damit der einzige sein, der in allen drei großen (verbliebenen) Rechnerbetrieben der Uni gearbeitet hat: TechFak, Genetik/CeBiTec und jetzt eben HRZ. Mathematik und Physik ignoriere ich mal einfach, vor allem haben die AFAIK schon bessere Zeiten gesehen. Um noch die versteckten Botschaften in den Kommentaren aufzulösen: Die Kollegen haben mich mit ein paar Abschiedsgeschenken überrascht, damit hatte ich echt nicht gerechnet. Zum einen gab es ein paar Kino-Gutscheine, die alle schon verplant sind. Zum anderen scheint es zu einer Tradition zu werden, dass ich ein Revell-Modell bekomme, wenn ich gehe: Natürlich nicht ohne die obligatorischen Frotzeleien "Du bist ja jetzt im Öffentlichen Dienst, da hast Du dann ja ganz viel Zeit!" Ich kann absolut nichts garantieren. Vor allem, weil ich ja immer noch nicht die andere Bringschuld beglichen habe. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den Kollegen vom SPCI-Team bedanken. An Euch hat es bestimmt nicht gelegen, dass ich gegangen bin. Ich wünsche Euch alles Gute für die Zukunft.

2008-07-13

neulich im Kino: "Hancock"

Filme mit Superhelden sind ja seit ein paar Jahren voll im Trend: X-Men, Batman, die Fantastischen Vier, und so weiter und so fort. Im Kino läuft gerade das Remake von "Hulk", nachdem die letzte Verfilmung vor gerade mal fünf Jahren wohl nicht ganz den gewünschten Erfolg hatte. Und in wenigen Tagen gibt's dann noch die unvermeidliche, Leslie-Nielsen-bestückte Genre-Verarsche "Superhero Movie". Zeit also, die ganze Sache mal unter einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Dass einige der Superhelden garnicht so erpicht auf ihre Rolle sind, war hin und wieder schon mal angedeutet worden (Peter Parker als Spiderman, Wolverine in X-Men). Aber dass ein Superheld ein (und ich zitiere jetzt) "Arschloch" ist, das ist relativ neu. Niemand ist mit seiner Arbeit zufrieden, was vielleicht daran liegt, dass er sie entweder sturzbesoffen oder total verkatert ausübt. In aller Regel richtet er mehr Schaden an, als er eigentlich versucht, zu verhindern. So ein Super-Antiheld ist John Hancock, gespielt von Will Smith. Als er einem PR-Agenten das Leben rettet, macht dieser es sich zur Aufgabe, das Image von Hancock aufzubessern. An sich ist der Ansatz nicht schlecht, er verspricht einen Film, der sich von den oben genannten absetzt. Und auch durch einen anderen Trick wirkt "Hancock" ganz anders: Er ist fast vollständig mit einer Handkamera aufgenommen und hat durch die wackligen Bilder fast schon was von einem Dokumentarfilm. Gerade dadurch wirken die Spezialeffekte nochmal realistischer und überraschen den Zuschauer, da sie plötzlich und unerwartet eingeschoben werden. Die Verschmelzung von "echten" und "künstlichen" Bildern habe ich bisher noch nie so nahtlos gesehen. Da wird ein Auto auf der Nadel des Capitol-Records-Gebäudes aufgespießt, oder Hancock hält einen Zug an und die Wagons dahinter türmen sich auf, und man erkennt den Trick eigentlich nur daran, dass man weiss, dass es nicht real sein kann. Langsam erfährt der Zuschauer etwas über die Vorgeschichte von Hancock, während er sich bemüht, an seiner Persönlichkeit zu arbeiten. Aber irgendwie ist das nicht wirklich spannend. Man schreckt regelrecht hoch, wenn der Film ziemlich genau in der Mitte eine total überraschende Wende nimmt - wenige Minuten später wäre man vermutlich eingeschlafen. Wenn dieser Film in den USA das bisher beste Eröffnungswochenende erzielt hat, dann spricht das nicht unbedingt für die Filme, die bisher gelaufen sind. Meiner Meinung nach krankt der Film daran, sich nicht richtig entscheiden zu können, ob er nun eine Charakter-Studie, eine Komödie oder ein Action-Film sein will. Von allem ist ein wenig drin, aber die Mischung passt einfach nicht. Ein totaler Flop ist er aber auch nicht, dafür ist er mit Will Smith und Charlize Theron dann doch zu gut besetzt und die Effekte sind zu beeindruckend. Eine positive Sache hatte das ganze übrigens doch noch: Ich habe mir endlich mal wieder eine Original-Fassung im Astoria angesehen. Glücklicherweise scheint dort eine alte Tradition wiederbelebt worden zu sein, nachdem das Cinestar sich in dieser Hinsicht nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Das Astoria zeigt, wie es richtig geht: Ständig mindestens einen Film im Original, manchmal sogar zwei. Und in der Vorschau werden die Trailer ebenfalls unsynchronisiert gezeigt. Ich wünsche dem Astoria reichlich Publikum, damit uns diese Einrichtung lange erhalten bleibt.