2005-05-31

Unter Beobachtung

Heute wurde es zum ersten Mal so richtig ernst. Ich hatte meinen ersten Unterrichtsbesuch von meinem Fachleiter Informatik. Dieser und weitere Besuche werden die Grundlage für seine Beurteilung meiner Leistung bilden, und dadurch mitentscheiden, ob ich in knapp zwei Jahren Lehrer werde oder nicht. Im grossen und ganzen ist die Doppelstunde in meinem Leistungskurs passabel verlaufen. Nur leider waren meine Schüler zu gut für mich. Sie sollten sich mit einem Problem beschäftigen, für das ich mir zwei Lösungen überlegt hatte: Eine einfache und eine kompliziertere. Ich war ziemlich sicher, dass sie zunächst die einfache Lösung finden würden, und wir hätten dann den anderen Ansatz im weiteren Verlauf der Stunde erarbeitet. Ich war ganz schön baff, als sofort und zielstrebig die komplizierte Lösung vorgeschlagen wurde und innerhalb weniger Minuten fast vollständig ausgearbeitet war. Ich musste mich echt anstrengen, nicht zu verdutzt zu gucken. Irgendwie haben wir es dann aber doch geschafft, fast die gesamte restliche Zeit mit sinnvoller Arbeit zu füllen. Die Schüler waren heute aber auch ausnehmend kooperativ, noch mehr, als sie es ohnehin schon sind. In der anschliessenden Besprechung meinte mein Fachleiter, ich hätte mich dadurch schon richtig professionell verhalten, dass ich mich zurückgehalten habe und die Schüler Ideen und Vorschläge untereinander besprechen konnten. Aber es gab natürlich auch viele Dinge, an denen ich noch arbeiten muss, angefangen bei der Auswahl von Themen und Methoden, über geeigneten Einsatz von Medien, bis hin zu meinem Auftreten (ja, ich weiss, dass ich undeutlich und zu schnell spreche!). Aber die positive Rückmeldung hat mich erstmal etwas beruhigt. Und weil's soviel Spass gemacht hat, habe ich nächsten Montag gleich den nächsten Unterrichtsbesuch, diesmal im Fach Mathematik. Ich hoffe, es gilt die alte Weisheit (Achtung: RealMedia)...

2005-05-21

Neues Spiel, neues Glück

Zunächst: Herzlich willkommen Vella, die jetzt ihr eigenes Blog hat. In der vorletzten Woche habe ich zwei Mathe-Veranstaltungen abgeschlossen und mir zwei neue Lerngruppen gesucht. In einer achten Klasse habe ich bisher ein paar Mal beim Bruchrechnen zugesehen, in einer neunten Klasse bin ich relativ schnell bei Wahrscheinlichkeitsrechnung mit eigenem Unterricht eingestiegen. Ich denke, es liegt vor allem an diesem Thema, dass mir die Arbeit im Augenblick leichter fällt als im vorherigen Mathe-Kurs. Naja, am Freitag in der sechsten Stunde war zwar kaum Ruhe in den Haufen zu bringen, aber das kann man der Klasse nicht wirklich übel nehmen. Ich konnte den Gong zum Wochenende ja auch kaum erwarten. Die spannenden Sachen passieren in den nächsten Wochen: Zunächst lasse ich in Informatik eine Klausur schreiben, bei der ich zum Teil die Aufgaben selber erstellen durfte. Ich bin mal gespannt, ob ich meine Leute über- oder unterfordere. Vor allem merke ich dann, ob die Schüler bei mir was gelernt haben. Und dann habe ich Ende Mai den ersten Unterrichtsbesuch. Mein Informatik-Fachleiter und meine Hauptseminarleiterin schauen sich eine Doppelstunde Unterricht bei mir an, um mich anschließend auf all die kleinen und großen Fehler hinzuweisen, die ich dabei gemacht habe (um mal den Begriff "in die Pfanne hauen" zu vermeiden). Das Prozedere wird sich dann im Verlauf der Ausbildung noch einige Male wiederholen und letztendlich einen Teil der Abschlussnote ausmachen. Die Idee ist, dass es immer weniger zu kritisieren gibt und man so langsam den Lehrer im Referendar erkennen kann. Das wird ein Spass... Und die ersten "Verluste" sind auch schon zu beklagen. Ein Kollege aus meinem Hauptseminar, ebenfalls Quereinsteiger, fühlte sich wohl vor allem durch das zweite Fach, das uns ja relativ willkürlich aufgedrückt wurde, überfordert. Er hat leider den Dienst quittiert, was ich irgendwo auch nachvollziehen kann. Ich meine, was qualifiziert mich denn, Mathematik zu unterrichten?

2005-05-04

Stochern im Nebel

Ein Mit-Referendar, der ein Jahr weiter ist, meinte neulich, dass wir gerade die mieseste Phase unserer ganzen Ausbildung durchmachen. Nach den Sommerferien, wenn wir BdU (Bedarfsdeckenden Unterricht, also eigenen, echten Unterricht ohne Begleitung) machen müssen, würde das alles besser werden. Das kann ich nur hoffen... Im Augenblick hangele ich mich von Stunde zu Stunde, ohne in den einzelnen Fächern einen besonders guten Überblick zu haben. Ich weiss nicht, welche Dinge die Schüler schon wissen (müssten), oder in welcher Zeit welche Lernziele erreicht werden sollen. Die Inhalte in Informatik und Mathematik kenne ich zwar "im Prinzip", aber um fundierten Unterricht darüber machen zu können, bräuchte ich viel mehr Einarbeitungszeit. Didaktische Konzepte für die einelnen Theme kenne ich nicht, und sie werden mir nur recht bruchstückhaft von den Fachlehrern zur Verfügung gestellt. Wer mich kennt weiss, dass das so überhaupt nicht meiner Art zu arbeiten entspricht. Aber es wäre noch viel zu früh, jetzt schon zu resignieren. Ich hatte ja noch nicht einmal Gelegenheit, irgendjemandem LaTeX statt Word beizubringen. Die Chance warte ich auf alle Fälle noch ab.