2005-06-19
neulich im Kino: "Batman Begins"
Früher fingen Märchen an mit "Es war einmal". Seit einiger Zeit scheint das Motto für einen Kino-Film zu sein "Es wird einmal". Das Wort des Jahres, das der geneigte Kinogänger unbedingt kennen muss, lautet "Prequel".
Nachdem uns in "Episode III" die Vorgeschichte zu "Star Wars" erzählt wurde, hört "Batman Begins" da auf, wo "Batman" von 1989 anfängt. Aber im Gegensatz zu George Lucas' Jedi-Dämmerung gelingt hier der Versuch, eine schlüssige Vorgeschichte zu finden, und dabei einen unterhaltsamen Film zu machen.
Anders als andere Superhelden musste Batman ja schon immer ohne Superkräfte oder genetische Veränderungen auskommen, allerdings konnte er immer auf ein reichhaltiges Arsenal von Erfindungen zurückgreifen. Der typische Entwicklungsprozeß, inklusive der unvermeidlichen Fehlschläge, wird schön dargestellt (Probefahrt im neuen Batmobil. "So what you do you think?" - "Does it come in black?"). Die innere Zerissenheit von Bruce Wayne, der seine Angst überwindet, und für den Rache nicht fremd ist, ist von einer ganz anderen Qualität als die von Peter Parker/Spiderman.
Wie eben schon erwähnt, ist der Film trotz einer Länge von 140 Minuten unterhaltsam. Und das, obwohl es ein durchweg ernster Film ist. Es gibt ein paar lustige Sätze (fast alle von Michael Caine oder Morgan Freeman), aber das war's dann auch schon. Dieser Film hat nichts mehr gemeinsam mit den knallbunten Batman-Filmen der 90er Jahre (mit Pinguinen und Katzen, Men in Black oder dem Gouvernator), und erst recht nicht mit dem Real-Comic mit Adam West ("Holy atomic pile, Batman!", "Let's go, Robin. We've set another youth on the road to a brighter tomorrow."). Es gibt eine Reihe von Prügel-Szenen, denen man aber kaum folgen kann, weil sich die Kamera fast immer inmitten der Teilnehmer befindet. Es gibt einige recht verstörende Szenen, die die Freigabe ab 12 etwas zweifelhaft erscheinen lassen. Aber abgesehen davon wird eine tolle Atmosphäre erzeugt. Der Anfang des Films in einem fernöstlichen Kloster in den Bergen (gedreht auf Island), aber vor allem der Zerfall von Gotham-City wird mit atemberaubenden Bildern dargestellt. Laut imdb.com hat Regisseur Christopher Nolan der Crew vor Drehbeginn "Blade Runner" gezeigt, und genau daran muss man während des Films unweigerlich denken. Und während man bei den Star-Wars-Filmen einfach weiß, dass Coruscant am Computer erstellt wurde, ist man sich hier nie so ganz sicher, wo Kulissen, Aufnahmen existierender Städte oder Computergrafik zum Einsatz kamen.
Insgesamt kann ich den Film empfehlen. Weitere freudige Überraschung: Cinestar hat das mit den Originalfassungen inzwischen etwas besser verstanden. Die Trailer zu den kommenden Filmen waren diesmal ebenfalls auf Englisch. Und dabei deutete sich schon das nächste Prequel an: "Pink Panther" mit Steve Martin ("He was found dead." - "Was it fatal?" - "Yes." - "How fatal?" - "Completely!"). Und so heisst es auch in Zukunft "Nach dem Film ist vor dem Film". Die Verfilmung von "The Hobbit" durch Peter Jackson ist ja angeblich schon beschlossene Sache, und er dreht bestimmt schon heimlich das "Silmarillion". Wir werden vermutlich detailiert erfahren, wie die Matrix enstanden ist, und wenn nach sieben Harry-Potter-Filmen das Publikum nach mehr verlangt, wird sicherlich die Entstehungsgeschichte von Hogwarts einen mehrteiligen Blockbuster abwerfen. In diesem Sinne: Wir sehen uns Gestern!
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