2012-04-30

Nordfriesland 2012

Am vergangenen Samstag bin ich aus Nordfriesland wieder abgereist. Ursprünglich hatte ich geplant, 9 oder 10 Tage zu bleiben, aber es wurden zwei komplette Wochen. Das Wetter hätte an einigen Tagen besser sein können, aber an der Küste muss man nehmen was man bekommt.

Die ersten Eindrücke wurden in den folgenden Tagen noch bei weiten übertroffen. Zum einen war die schiere Menge an Tieren unglaublich. Hier fliegt ein Schwarm Weißwangengänse an der NABU-Station Schafberg auf dem Weg zur Hamburger Hallig vorbei:



Aber auch andere Arten, von denen man zu Hause bestenfalls wenige Exemplare sieht, traten in riesigen Schwärmen auf: Goldregenpfeifer



Eiderenten



Alpenstrandläufer



mehr Alpenstrandläufer, Knutts und Kiebitzregenpfeifer



Ich bin mehrmals mit Fähren nach Hooge und Amrum gefahren, und am späten Nachmittag konnte man riesige Schwärme aus tausenden von Limikolen über Langeneß fliegen sehen, die wabernde Wolken bildeten, die sich zusammenzogen, ausbreiteten, teilten und wieder vereinigten. Das sah fast so spektakulär aus wie die berühmten Starenschwärme in Rom.

Der zweite Aspekt war, dass man durch einige sehr gut platzierte Beobachtungshütten sehr nah an die Tiere herankam. Brachvögel kann man auch am Dümmer oder in Oppenwehe beobachten, aber wenn einer in wenigen Metern Abstand minutenlang nach Nahrung stochert und sich überhaupt nicht stören lässt, dann ist das ein unglaublich tolles Erlebnis:



Grünschenkel



Grünschenkel und Rotschenkel



Im Watt habe ich viel weniger Aufnahmen gemacht als ich eigentlich vorhatte, aber das Wetter und die Gezeiten haben nur an wenigen Tagen mitgespielt. Dort konnte man weitere Alpenstrandläufer aus der Nähe sehen:



Seeregenpfeifer



Hier nochmal das Seeregenpfeifer-Paar und ein Sandregenpfeifer. Interessant, wer hier wem hinterguckt...



Auf der Hallig Hooge war alles voll mit Ringelgänsen:



Leider konnte ich keine hellbäuchige Ringelgans entdecken, oder zumindest war ich mir nicht sicher. Dafür habe ich auf Hooge und auf Amrum jeweils eine beringte Ringelgans fotografieren können:



Die erste Gans ist 1996 in England beringt worden und seitdem viele Male dort und auf Hooge gesichtet worden. Die zweite Gans wurde 2004 im Sommerquartier auf der russischen Halbinsel Taimyr beringt und ist anschließend fast jährlich auf Amrum gesehen worden.

Ein weiteres tolles Motiv auf Hooge war ein Paar Mittelsäger, die unmittelbar vor mir vorbeischwammen:



Und das ist dann auch gleich der dritte Aspekt, der mich begeistert hat: Ich habe eine ganze Reihe von Arten zum ersten Mal überhaupt gesehen, oder zumindest zum ersten Mal sicher identifizieren können. So habe ich bisher zweimal gemeint, einen Wanderfalken gesehen zu haben. Aber bei diesem Exemplar, dass sich für ein paar Minuten direkt neben mein Auto gesetzt hatte, bestand kein Zweifel:



Ich hatte gehofft, Schwarzhalstaucher fotografieren zu können



aber ein Rothalstaucher war ein willkommener Bonus



Diese beiden Löffler flogen zwar in einiger Entfernung vorbei, aber ein brauchbares Foto ist trotzdem dabei 'rausgesprungen:



Und eine Nebelkrähe hatte ich vorher auch noch nie gesehen:



Viele Fotos taugen eigentlich nur als Belegfotos, weil das Wetter nicht mitspielte und das Licht nicht stimmte. Aber ein paar Fotos für die Galerie sind doch übriggeblieben:



Die komplette Auswahl aller Fotos gibt es bei Picasa.

Ich bin mit der Ausbeute vollauf zufrieden - aber es gibt noch genug Motive, um spätestens im nächsten Jahr wieder hinzufahren.

2012-04-15

Standortfaktor

Da der Schnupperurlaub an der Nordsee im letzten Jahr ein voller Erfolg war und mir gut gefallen hat, bin ich dieses Jahr wieder an die gleiche Stelle gefahren - nur etwa zwei Monate früher im Jahr, weil hier jetzt alles voll mit Zugvögeln sein sollte. Und tatsächlich: Ein erster kleiner Gang von meiner Ferienwohnung 'raus zur Hamburger Hallig, und ich konnte Dutzende von Ringelgänsen



und viele Hunderte von Weißwangengänsen beobachten:



Ein kurzer Abstecher in der Abendsonne zum Hauke-Haien-Koog ergab dann noch ein paar Weißwangengänse aus der Nähe:



So kann das in den nächsten Tagen gerne weitergehen. Zuhause bekommt man diese Art nämlich nur hin und wieder als Einzelexemplar zu sehen. Und wenn man Pech hat, sind das sogar Gefangenschaftsflüchtlinge, wie erst gestern am Obersee.

Und noch etwas ist anders als in Bielefeld: Um die erhoffte Menge von Fotos bereits während des Urlaubs hochladen zu können, habe ich mir einen UMTS-Stick zugelegt. Nach Tests an mehreren Orten in Bielefeld war ich mehr als ernüchtert, weil ich kaum brauchbare Übertragungsraten bekam und die Verbindung ständig abbrach. Ich wollte den Stick schon zu Hause lassen. Und hier, in einer der kleinsten und am dünnsten besiedelten Gemeinden am Rande Deutschlands, da habe ich Übertragungsraten von 6MB download und 2MB upload. Zum Vergleich: In Bielefeld komme ich mit DSL auf etwas über 2MB download!

2012-04-01

Drei für eins

Eigentlich wollte ich heute zum Dümmer, um Fotos von den Fischadlern zu machen, die dort vor kurzem wieder eingetroffen sind. Im letzten Jahr konnte ich einen von ihnen bei der Jagd am Hüder Hafen fotografieren. Da die Adler aber noch keine Jungen zu versorgen haben, wäre es ziemlicher Zufall gewesen, wirklich einen dort zu finden. Und in der Tat habe ich die Fischadler (und einen Seeadler) nur von gaaaaanz weitem zu sehen bekommen. Aber dafür konnte ich eine ganze Reihe anderer Arten beobachten, darunter drei für mich neue.

Den Anfang des Tages bildete ein Weißstorch, der in Marl auf einer Wiese nach Nahrung suchte:



Ich vermute, dass es sich dabei um eines der beiden Tiere aus dem Hüder Nest handelt. Im Ochsenmoor gab es das obligatorische Bild eines Wiesenpiepers:



Wenn man genau hinschaut sieht man, dass er möglichst nicht wippen sollte, sonst könnte er sich weh tun. Als er sich dann einen etwas ungefährlicheren Ort ausgesucht hatte, konnte man erkennen, wie kalt es noch war. Auf den Grashalmen war noch Raureif:



Weiter ging es mit einen Turmfalkenmännchen, das nach wenigen Fotos wohl von mir so genervt war, dass es wegflog - nicht ohne mich mit einem vorwurfsvollen Blick zu strafen:



Kurz vor dem Hüder Hafen saßen zwei Austernfischer am Ufer:



Ich traf sie etwas später auf einem Acker sitzend wieder:



Die erste neue Art des Tages war diese Ente:



Eine männliche Schwarzkopf-Ruderente. Diese Art, vermutlich das gleiche Tier, wurde bereits in den letzten beiden Jahren am Dümmer gesichtet.

Auf dem Rückweg trommelte dann noch ein Mittelspecht in einem Baum, meine zweite neue Art des Tages:



Im Oppenweher Moor dann ein herrlicher Anblick: Fast 60 Kraniche ließen sich im Moor nieder bzw. flogen darüber:



Einige kreisten eine halbe Stunde über der Gegend, einige andere verteilten sich in kleineren Gruppen am Boden. Wer weiß, vielleicht bleiben sie dieses Jahr in Oppenwehe?

Die dritte neue Art des Tages war an gleicher Stelle, recht weit entfernt, eine Sumpfohreule:



Gegen Mittag war die Luft schon so unruhig, dass auf die Entfernung keine besseren Aufnahmen mehr möglich waren.

In dem Tempo kann es in der nächsten Zeit ruhig weitergehen...

2012-03-27

Frühlingsfotos

Die Gelegenheiten zum Fotografieren waren in der letzten Zeit rar gesät, weil pünktlich zu den Wochenenden das Wetter schlechter wurde. Die lang ersehnte Ausnahme kam in den vergangenen Tagen. Gleichzeitig sind viele Vögel bereits aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt und entweder auf dem Durchzug oder mit dem Beginn der Brut beschäftigt.

Das heißt, man kann am Dümmer Brachvögel



oder Kampfläufer und Uferschnepfen



beobachten, und die Störche in Hüde machen das gleiche wie im letzten Jahr:



Und entgegen meiner Prognose vom letzten Mal hat der Ringeltaubennachwuchs an der Universität Bielefeld es tatsächlich geschafft:



Für weitere Bilder verweise ich auf die Galerie. Da ich bisher keine Alternative für die Fotowand von Cooliris gefunden habe, die ohne Flash auskommt und damit auf iOS-basierten Geräten genutzt werden kann, habe ich mal wieder selber ein paar Zeilen Javascript zusammengewürfelt. Ein erstes Zwischenergebnis kann man sich hier ansehen, ich hoffe aber, dass ich die Seite noch etwas aufpeppen kann.

Ach ja, Universität... Mein Beitrag zum Fotowettbewerb ist natürlich nicht in die engere Wahl gekommen, daher kann ich es hier jetzt zeigen:



Ich könnte mir natürlich einreden, dass es am Titel gelegen hat. Der Begriff "Leuchttürme" dürfte den meisten an der Universität inzwischen zum Halse 'raushängen, soviele "Leuchtturm-Projekte" haben wir in den letzten Jahren gehabt. Aber vermutlich wird es doch eher daran gelegen haben, dass diese Art der Fotografie nicht mein Ding ist und es wohl auch nicht werden wird.

Update: Die Teilnehmer sind nochmal zur Vernissage eingeladen worden, und da war von "22 ausgestellten Bildern" die Rede. Mit anderen Worten: Zwischen den 20 per Abstimmung und den drei von einer Fachjury gewählten Bildern gab es genau eine Übereinstimmung. Das zeigt meiner Meinung nach, wie subjektiv solche Wettbewerbe sind.

2012-02-16

Baustelle Universität

Die Universität Bielefeld ist bis auf weiteres eine große Baustelle, und das Ästhetische Zentrum des Hauses hat einen Fotowettbewerb ausgeschrieben, um den Wandel zu dokumentieren. Und um mal wieder halbherzig der Kritik entgegenzutreten, ich würde immer nur Vögel fotografieren, habe auch ich ein Werk eingereicht.

Neben einer Fachjury, die die drei besten Werke auswählt und mit Geldpreisen überhäuft, darf die Netzgemeinde online ihre Meinung kundtun. Da werden natürlich die gut per Facebook vernetzten Studenten im Vorteil sein, aber auch ich möchte an dieser Stelle um Teilnahme werben. Fairerweise verrate ich nicht, welches mein Bild ist. Je nachdem, wie der Wettbewerb ausgeht, erzähle ich es hinterher. Vielleicht...

Um kurz noch auf die andere Baustelle und das sonst übliche Thema dieses Blogs zurückzukommen: Das Ringeltaubenpaar vor meinem Büro hat tatsächlich angefangen zu brüten:



Letzte Woche konnte ich kurz ein Küken sehen. Ich glaube zwar nicht, dass es eine große Chance hat, aber vielleicht passiert ja ein Wunder.

2012-01-08

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Da sich der Winter derzeit eher wie Herbst anfühlt, und das Wetter nur selten mitspielt, waren die Gelegenheiten für Fotos in den letzten Wochen selten. Aber für heute Nachmittag wurde sonniges Wetter für den äußersten Norden OWLs angekündigt, und so fuhr ich mit gedämpfter Hoffnung im Bielefelder Regen los.

Während der ersten Runde durch's Ochsenmoor am Dümmer war es immer noch sehr dunkel, aber nach einem kurzen Hagelschauer kam endlich von Norden her blauer Himmel in Sicht. Ich fuhr weiter zur Aussichtshütte im Huntebruch, und für eine gute halbe Stunde war herrliches Sonnenlicht, das auf die überfluteten Wiesen schien:



Direkt vor der Hütte tummelten sich auf der Wasserfläche Zwergsäger:



Auf dem obigen Foto konnte ich 14 Männchen und 10 Weibchen zählen, aber es waren ständig Tiere am Tauchen, so dass eine genaue Zählung schwierig war.



Kurz danach schoben sich schon wieder Wolken vor die Sonne, und weitere Aufnahmen habe ich heute nicht mehr gemacht.

An Heiligabend (wo ich traditionell immer meine Eltern besuche), konnte ich im Oppenweher Fledder nicht nur acht Singschwäne (3 adulte und 5 diesjährige) fotografieren, sondern auch noch vier Zwergschwäne:



Der Singschwan links ist etwas größer als der Zwergschwan rechts, und die gelbe Fläche am Schnabel hat eine andere Form.

Ansonsten ist auch die Natur vom milden Wetter irritiert, diverse Vögel haben schon mit Gesängen angefangen, die normalerweise erst im Frühjahr zu hören sind. Und auch mich hat am Freitag ein Geräusch vor meinem Büro aufhorchen lassen. Im Sommer hatte in den Kletterpflanzen am V-Turm eine Ringeltaube gebrütet



und zwei Junge großgezogen



von denen eines wenige Tage nach dieser Aufnahme ums Leben kam. Am Freitag hörte ich das typische Gurren einer Taube, und tatsächlich war das Nest besetzt:



Ich hoffe, das Tier kann seine Hormone noch eine Weile unter Kontrolle halten und auf besseres Wetter warten...