2006-04-03
neulich im Kino: "Havanna Blues"
Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Das Lichtwerk ist umgezogen und hat jetzt im Ravensberger Park ein neues, altes Gebäude gefunden, die "alte Tischlerei". Im Vergleich zu den örtlichen Cineplexen ist das Ambiente deutlich angenehmer. Und auch das Publikum unterscheidet sich merklich. Ich weiss nicht, aber ich kann gut darauf verzichten, durch knöcheltiefes Popcorn waten zu müssen, nur weil sich einige Leute nicht benehmen können...
Und wie es sich für ein Kino gehört, das etwas abseits vom Mainstream arbeitet, kann man hier jede Menge Filme ergattern, die man in den oben erwähnten Film-Fabriken nicht zu sehen bekommt. So habe ich mir am Wochenende "Havanna Blues" angesehen. Vordergründig geht es um eine junge, aufstrebende Band in Kubas Hauptstadt, die mit Hilfe einer spanischen Plattenfirma eine steile Karriere starten könnte. Genaugenommen ist der Film aber ein unglaublich interessantes Portrait der (jungen) Bevölkerung Kubas, die einerseits all die Probleme des Landes wahrnimmt und täglich darunter leidet, die aber andererseits ihrer Heimat nicht einfach den Rücken kehren will. Der Deal mit der Plattenfirma funktioniert nämlich nur, wenn die Musiker in den USA als arme, ausgebeutete Flüchtlinge herumgereicht werden können. Das sehen einige einerseits als Verrat an der Heimat an, würde ihnen aber vor allem die Heimkehr unmöglich machen. Der Zuschauer darf bis zum Schluss des Films gespannt sein, wer sich wie entscheidet.
Meiner Meinung nach gelingt dem Film der schwierige Spagat, unparteiisch zu bleiben. Jeder Akteur, und letztendlich auch der Zuschauer, muss selber entscheiden, wie er die Situation auf Kuba einschätzt und welche Konsequenzen er daraus zieht. Ich finde es wirklich erstaunlich, dass der Film auf Kuba (und damit sicherlich mit Duldung der Regierung) gedreht werden konnte.
Wer will, kann die Politik in dem Film auch einfach ausblenden. Während "Buena Vista Social Club" der Musik der 50er Jahre ein verdientes Forum verschaffte, bekommt man hier ein breites Spektrum der aktuellen kubanischen Musikszene gezeigt. Alleine dafür ist der Film einen Besuch wert.
Wer das Lichtwerk und/oder eine andere Ost-/West-Komödie sehen will: Laut Vorschau läuft demnächst "Alles ist erleuchtet". Beinahe hätte ich den Hauptdarsteller ohne spitze Ohren nicht erkannt. Nein, nicht den, sondern den...
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