2007-10-19

neulich im Kino: "Ratatouille"

Schadenfreude ist ja angeblich die schönste Freude. Nachdem Pixar in den letzten Jahren sieben tolle und erfolgreiche Filme (zum mitzählen: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs und sieben) herausgebracht hat, wartet man ja inzwischen schon regelrecht darauf, dass sie auch mal einen Flop landen. Eigentlich dachte ich schon bei "Cars", dass dieser Punkt erreicht wäre, nachdem ich die allerersten Bilder gesehen hatte. Vermenschlichte Autos, die miteinander sprechen - das kann doch einfach nicht funktionieren. Doch dann war ich vom Endergebnis wieder vollends begeistert. Und so ähnlich ging es mir bei "Ratatouille". Die Trailer - frühzeitig und reichlich platziert - waren nicht schlecht, aber irgendwie sprang der Funke noch nicht so richtig über. Also bin ich mit einer etwas vorsichtigen Erwartungshaltung in den Film gegangen. Und ich bin wieder einmal angenehm überrascht worden: Der Film ist einfach nur wunderbar und mit viel Liebe zum Detail gemacht. Die Ratte "Remy" will sich nicht mit den für ihre Art typischen Essgewohnheiten abfinden, sondern ist ein Feinschmecker und beginnt, eigene Gerichte zu kochen. Sie landet in Paris und hilft einem tolpatschigen Küchenjungen, zum gefeierten Starkoch aufzusteigen. Die Spannung des Films entsteht aus dem ständigen Gegensatz von Ratten (fressen Müll und übertragen Krankheiten) und der Arbeit in der Küche (wo - hoffentlich - alles blitzsauber ist). Da muss dann auch schon mal der Kontrolleur der städtischen Gesundheitsbehörde kurzfristig aus dem Verkehr gezogen werden, da man ihm die Vereinbarkeit dieser beiden Dinge kaum vermitteln könnte. Ein Thema des Film ist naheliegenderweise "Essen", bzw. eigentlich "Speisen", also der genussbetonte Verzehr von Nahrungsmitteln nicht einfach mit dem Ziel, sich Kalorien zuzuführen, sondern daraus ein sinnliches Erlebnis zu machen. Wie auch schon vom Filmkritiker meines Vertrauens hervorgehoben wurde, gelingt es dem Film erstaunlich gut, einerseits diesen Genuss des Konsumenten, aber auch die Leidenschaft des Koches ganz wunderbar darzustellen - in einem Medium, das ohne Geruch und Geschmack auskommen muss eine nicht zu unterschätzende Leistung. Obwohl ich selber nicht zu den Leuten zähle, die Mahlzeiten stundenlang zelebrieren können (und von etlichen Nahrungsmitteln lasse ich bekanntermaßen ganz die Finger), war dieser Aspekt des Films aber auch für mich sehr greifbar. Um nochmal den Profi-Kritiker zu Wort kommen zu lassen: "Während des Films läuft einem das Wasser im Munde zusammen." Das CinemaxX hatte noch eine ganz besondere Überraschung parat: Der Film wurde ohne vorhergehende Werbung gezeigt! Einerseits bin ich ja froh, dass der Trend zu immer längeren Werbeblöcken sich schon vor längerer Zeit wieder umgekehrt hat (wenn ich mich richtig erinnere, musste man beim zweiten Teil von Harry Potter fast 45 Minuten Werbung über sich ergehen lassen). Andererseits sollte das Kino dann aber so konsequent sein, nach Beginn des Films keine Leute mehr in den Saal zu lassen. Und am besten keine Snacks zu verkaufen, die knistern, rascheln oder sonstige Geräusche von sich geben. Zum Glück lief zu Beginn der Pixar-typische Vorfilm, bei dem diese Störungen nicht ganz soviel ausmachten. Aber irgendwie ist das Optimum noch nicht erreicht gewesen, so nett das vielleicht auch gemeint war.

1 Kommentar:

Vella hat gesagt…

Mir hat der Film auch sehr gut gefallen. Zum Glück konnten wir den Film an einem Sonntag Abend im lokalen Mini-Kino geniessen, mit wenigen Leuten und - oh Wunder - fast absoluter Ruhe während der Vorstellung.

Mit am lustigsten fand ich den imaginären fetten Koch, der Zwiegespräche mit Remy hielt. Dass diese unförmige Gestalt (die vom Aussehen stark an Paul Bocuse erinnerte) mit einer elfengleichen Grazie durch die Vorstellung von Remy flatterte, war zu komisch.

Die Botschaft dieses Films liegt mir im übrigen auch am Herzen: bringt Liebe zum Essen und seiner Zubereitung auf, es hält nämlich Leib und Seele zusammen.

Mit einem Rezept für Ratatouille kann ich aber leider derzeit nicht dienen. :-)