2007-02-03

Lebensabschnittsende

Ursprünglich war dieses Blog ja mal dazu eröffnet worden, meinen Quereinstieg in den Beruf des Lehrers zu dokumentieren. Dass es neun Monate später von meinem Ausstieg berichten würde, war eigentlich nicht geplant. Aber nun ist es Zeit, noch einmal auf diese Phase meines Lebens zurückzublicken. Denn im Gegensatz zu mir haben die meisten anderen Mitstreiter aus meinem Seminar durchgehalten, und konnten nun, nach fast zwei Jahren und einer erfolgreich bestandenen Prüfung, das Referendariat beenden. Herzlichen Glückwunsch dazu! Leider scheint aber ausgerechnet "meine" Schule als einzige dieses Ereignis gebührend zu würdigen. Dort wird nämlich von der Verabschiedung meiner beiden ehemaligen Kolleginnen Verena und Caro berichtet. Jetzt habt Ihr sie hinter Euch, die Seminare, die Unterrichtsbesuche, die Beurteilungen und die Rechtfertigungen. Jetzt könnt Ihr Euch auf "Euren" Unterricht konzentrieren, ohne dass Euch jemand 'reinredet. Ich wünsche Euch und Euren SuS (für Aussenstehende: "Schülerinnen und Schülern") dabei genausoviel Spaß wie Erfolg. Ich für meinen Teil, mit nun über einem Jahr Abstand, bin nach wie vor überzeugt, dass meine beiden Entscheidungen richtig waren: In den Schuldienst zu gehen, aber auch, ihn wieder zu verlassen. Ich mußte eben selber herausfinden, dass das nicht das richtige für mich war. Ich hatte damals ja von meinen Eindrücken berichtet, und was meiner Meinung nach an der Lehrerausbildung verbessert werden könnte. Getan hat sich da nicht viel, die Belastungen werden eher noch zunehmen. Es gibt zwar positive Entwicklungen (wie ein geplantes Punkte-System, das den Arbeitsaufwand der unterschiedlichen Fächer besser wiedergibt als die reine Stundenzahl), aber auch herbe Einschnitte. Durch die Umstellung auf die neue Tarifregelung und den Wegfall der Verbeamtung wurde den neuen Lehrern im Allgemeinen und den Quereinsteigern im Besonderen an's Bein gepinkelt. Zwar hat die Regierung nochmal zurückgerudert, aber versuchen kann man's ja mal. Und selbst solche scheinbaren Kleinigkeiten wie die Abschaffung der steuerlichen Absetzbarkeit eines Arbeitszimmers sind Nackenschläge, die diesen Beruf ganz gezielt treffen. Wo soll ein Lehrer denn seinen Unterricht vorbereiten? Im Lehrerzimmer?? Das alles erhöht weder die Motivation derjenigen, die nun richtig in den Beruf gestartet sind, noch überzeugt es weitere Quereinsteiger, sich für diese Karriere zu entscheiden. Aber vielleicht ist auch das genau das Kalkül der Landesregierung. Die neue Studie mit Prognosen zur Entwicklung der Lehrerzahlen zeigt einerseits, dass bestimmte Bereiche vollkomen ausbluten werden, aber dafür woanders eine wahre Lehrer-Schwemme auf uns zukommt. Es ist dringend geboten, steuernd einzugreifen und bestimmte Schulformen und den gesamten Beruf wieder attraktiver zu machen. Ob's gelingt - viel Hoffnung habe ich nicht...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dazu steht kein Kommentar...- sind alle Mitstreiter froh, dass sie "durch" sind?

Örn hat gesagt…

Das kann ich leider nicht genau sagen, da ich nur noch zu ganz wenigen Kontakt habe (leider). Aber ich denke schon, dass alle eine enorme Erleichterung verspüren. Das war auch die Aussage von Kollegen während meiner Zeit an der Schule, bei denen das Referendariat noch nicht so lange zurücklag: Vorbereitungsdienst und "echter" Lehrerberuf unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Es wird alles viel einfacher, weil, wie im Artikel beschrieben, die Unterrichtsbesuche und das Gefühl der ständigen Kontrolle wegfallen.

Das aktuelle Problem ist wohl, nun eine Schule zu finden. Gerade in den populären Fächern muss man scheinbar nehmen was man kriegt, zumindest übergangsweise. Ich habe von einigen gehört, die an Berufskollegs "gelandet" sind. Das ist per se sicherlich nichts schlimmes - nur eben nicht das, wofür man sich ursprünglich durch die Wahl des Lehramts am Gymnasium entschieden hatte.