2007-07-05

Le Tour de la dernière Chance

Wie blöd muss man eigentlich sein, sich in diesem Jahr noch für professionellen Radsport im allgemeinen und die Tour de France im speziellen zu interessieren? Da outen sich alle paar Tage ehemalige oder fast ehemalige Fahrer und Betreuer und beichten, was wir alle irgendwie immer schon geahnt haben. Da wird zugegeben, dass man vor langer Zeit mal mit EPO experimentiert hat - aber vor genau fünf Jahren war Schluss damit. Ein Schelm, wer böses dabei denkt (siehe Abschnitt 8.5.(3)). Man darf gespannt sein, ob ARD und ZDF wirklich die Reissleine ziehen und die Berichterstattung beenden, falls es bei der diesjährigen Tour zu Unregelmäßigkeiten kommt. Aber vielleicht ist das der einzige Weg zur Heilung des Systems: Die Sponsoren wenden sich ab, es gibt nicht mehr das große Geld zu holen, und es lohnt sich einfach nicht mehr, auf Teufel komm 'raus gewinnen zu müssen. Fairerweise sollten dann aber die gleichen Maßstäbe auch in anderen Sportarten angelegt werden, z.B. in der Leichtathletik. Oder aber man verschließt (ein wenig) die Augen, sieht die Tour wieder als großes Happening, bei dem mal viel schöne Gegend präsentiert bekommt, und erfreut sich der technischen Spielereien, die möglich sind. So bietet auch dieses Jahr wieder Ubilabs einen Liveticker an, und von mir gibt es den gewohnten Service: Die Etappen für Google Maps und Google Earth. Die Rohdaten stammen wieder von der ARD. Entweder kann man sich die ganze Tour für Google Earth in einer KMZ-Datei herunterladen, oder man sieht sich die einzelnen Etappen mit Google Maps an: Die Strecke ist keineswegs einfacher geworden, wie es manchmal gefordert wurde. Wie sagte ein Hobby-Fahrer in einem Fernseh-Interview so schön: "Über diese Berge kommt man nicht mit 'ner Tafel Schokolade drüber." Update: Na toll, da machen die Medienvertreter erst die große Welle, dass sie bei Dopingfällen die Berichterstattung einstellen, und dann muß man heute bei der dritten Etappe im Live-Ticker der ARD solche Sprüche lesen:
Zunächst über fast 160 Kilometer ein ziemliches Einerlei im lockeren Ausdauertempo von 33 - 35 km/h ...
Im Feld wird Promenadentempo gefahren, .... Wirklich ein ungewöhnlich langsamer Etappenverlauf im Grundlagenausdauerbereich.
Es herrscht fröhliche Eintracht im Feld, das ganze heute über weite Strecken zu einer halbwegs erholsamen Ausfahrt zu gestalten.
Natürlich war das Tempo nicht so niedrig, weil heute kein einziger Fahrer unter Drogen stand, und selbst ein nicht-gedopter Spitzenfahrer könnte sicherlich schneller fahren. Aber ich denke es verdeutlicht die Erwartungshaltung, die nicht zuletzt von den Medien ausgeht. Ich will hier jetzt auf keinen Fall den Eindruck erwecken, ich würde Doping befürworten, aber wenn die Medien die Sportler so auf fairen und unmanipulierten Sport drängen, dann sollten sie auch bereit sein, mit den Konsequenzen zu leben. Alles unterhalb einer absoluten Spitzenleistung ist schon schlecht. Wie Erik Zabel (lange vor seiner Beichte) mehrfach mit Blick auf die Berichterstattung beklagte: "Der zweite Sieger ist schon der erste Verlierer."

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Tätäää...

So viel dazu... na ja wenn ich 500.000 Euro verdienen würde hätte ich glaube ich auch genügend Druck, Leistung zu bringen. Dein Kommentar bezüglich der Etappengeschwindigkeit ist bezeichnend... "Ah, Oh, warum sind sie denn alle auf einmal so langsam".

Ich war ja quasi beruhigt, dass Linus Gerdemann am Tag nach dem gelben Trikot dieses sofort wieder verloren hat. Alles andere hätte mich doch arg mißtrauisch gemacht.

So und als Randbemerkung im Bezug auf mich: ich hab nen Garmin Forerunner 305 angeschafft und werd die Tage bei mir mal dazu was schreiben. Bin gestern nach Erhalt sofort eine Runde gefahren :-)

Örn hat gesagt…

Ich halte mich zu dem Thema jetzt mal zurück, da reden und schreiben in den letzten Tagen schon genug Leute, die vom Radsport keine Ahnung, aber trotzdem eine fundierte Meinung haben - das muss ich mir nicht antun. Ich hoffe nur, dass die nächsten Olympischen Spiele genauso boykottiert werden, und dass wir nie wieder eine "Box-Nacht im ZDF" erleben müssen.

Aber zu wichtigeren Themen: Ts, warst Du mal wieder schneller, zumindest mit dem Schreiben. Siehe hier meine Erfahrungen mit meinem neuem Garmin Edge 305. Ich bin froh, dass ich beim Radfahren keine Pulsuhr mehr am Handgelenk tragen muss, sondern das Teil schön am Lenker befestigt wird :)

Unknown hat gesagt…

Oh Mann *schäm*

Sorry Monica, I didn't want to steal your thunder ^^;

Hab doch nicht wissen können, dass Du jetzt wo's wieder Sommer ist direkt auf die wirklich gute Idee kommst, Dir nen Edge 305 zu kaufen.

Dein Posting ist aber eindeutig schöner als meins, Du hast schließlich im Gegensatz zu mir noch den Trittfrequenzsensor mit dazu genommen. Außerdem hab ich kein neues Fahrrad gekauft und Du fährst wohl eindeutig im Moment viel mehr Kilometer als ich (komme nur auf 40 diese Woche und meine Kette quietscht) :-)

Ich hab heute die ganze Zeit während der Fahrt mein Leben aufs Spiel gesetzt und wie ein kleines Kind zwischen den Anzeigen rumgeschaltet. Das Ding ist wirklich ne Wucht :-)

Im Moment arbeite ich mit Sporttracks, da kann man im Nachhinein die GPS-Punkte am Bildschirm abändern - ganz hilfreich, da ich heute zwischendrin in Steinhagen bei meinem Vater war und demnach ab von meiner eigentlichen Route die vorher nach links abbiegt. Ich bin auch gespannt, wie meine erste Fahrt über den Teuto aufgezeichnet wird - den Kammweg finde ich nämlich bisher auf keiner normalen Karte sondern nur auf den Wander/Fahrradkarten die ich mir gekauft habe und die Dinger sind einfach viel zu groß und klobig um sie ohne Korb am Lenker sinnvoll mitzunehmen. Mal sehen wie sehr die Aufzeichnung abweicht. Mit dem Höhenprofil bin ich im übrigen nicht zufrieden - auf ebener Strecke zeichnet das Teil zwischen den Häusern und Bäumen ob der Ungenauigkeit von bis zu 10 Metern eine wahre Buckelpiste aufs Display - ist besonders lustig wenn ich mir nachher immer die Auswertung anschaue - 100 Meter Steigung, 60 Meter Gefälle bei einem Rundkurs - äh, nicht wirklich, nicht mal nahe dran :-) 40% Abweichung ist schon heftig :-)

Ich werd die Uhr im August bei ner Fahrt nach Berlin mit dem Auto mitnehmen und dort auch tragen - mal schauen, ob wenn ich das Ziel einfach per Geokoordinaten eingebe man sinnvoll hinkommt auch ohne Straßenanzeige, vor allen Dingen aber bin ich dann mal gespannt, wie mein Spritverbrauch aussieht abhängig von meiner Geschwindigkeit... es fallen einem so viele Sachen ein, die man mal ausprobieren möchte und das Gerät ist so viel genauer als die x01er-Serie.

Und es gibt so viel Software für GPS-Training... was sich damit wohl noch alles aus dem Gerät rausholen lässt? Mir ist wie Dir auch schon aufgefallen, dass es in jeder immer irgendwas gibt, was die andere nicht kann. Die von Garmin zeigt Puls, hat aber fieses Kartenmaterial. Sporttracks hat Google-Karten und kann GPS-Punkte bearbeiten, aber kann den Puls nicht anzeigen... Motionbased habe ich mir noch gar nicht angeschaut...

Ich bin auf jeden Fall wieder motiviert, ein wenig durch die Gegend zu fahren und vielleicht besuch ich ja jetzt mal eine Längen/Breitengradkreuzung das wollt ich schon seitdem Du darüber geschrieben hast - aber mein großes Ziel ist, ne Fahrt nach Cloppenburg aufzuzeichnen wenn ich genug Kondition hab, um die 150km am Stück zu schaffen (oder besser 300 hin und zurück an zwei Tagen).

Also halt uns mal ruhig auf dem Laufenden.

Apropos: wo ich doch neulich was über STS-117 geschrieben habe, wie sieht's eigentlich mit Deinem ISS-Modell aus? Gibt's dazu vielleicht mal ein "Fertig"-Bild? :-)