2008-04-27

neulich in Bielefeld: Nachtansichten 2008

Ist schon wieder ein Jahr 'rum? Auf alle Fälle waren schon wieder die Bielefelder Nachtansichten. Und da der Frühling an diesem Wochenende ein kurzes Gastspiel gab, waren die Veranstaltungen gut besucht. Meine Devise war: "Keine Experimente!" Daher habe ich mich auf wenige Veranstaltungen mit Musik konzentriert, und dafür vieles andere ausgelassen. Los ging es mit einer kurzen Visite in der bewährten Süsterkirche, wo den ganzen Abend die "2. SüsterBrassNight" lief. Vier Posaunenchöre wechselten sich ab oder traten gemeinsam auf. Ich hörte der zweiten Hälfte des Auftritts des Posaunenchors Heepen zu, aber ich hatte definitiv vor, später nochmal vorbeizuschauen. Zunächst folgte nämlich ein kurzer Abstecher zum Ravensberger Park. Im Historischen Museum trat die Cheerleader-Formation "Bielefeld Wildcats" auf. Der Ostwestfale ist ja nun nicht gerade bekannt für seine Extrovertiertheit, und so mussten die jungen Damen trotz einer akrobatischen Vorführung auf engstem Raum mit eher mäßiger Begeisterung vorlieb nehmen. Im Museum Hülsmann hatte ich im letzten Jahr den Keller mit den schönen Sonnenuhren übersehen, die muss man meiner Meinung garnicht so verstecken. Eigentlich hätte es dann wie im Vorjahr weitergehen sollen: Museum Wäschefabrik (mit einer Lesung von Texten von Kurt Tucholsky) und einem Besuch beim WDR. Leider stauten sich vor dem Museum bereits die Besucher, und ich war eigentlich nicht zum Warten gekommen. Und der Nachtansichten-Shuttle musste wegen der Umbauarbeiten auf der Detmolder Strasse eine andere Route fahren, so dass mir der WDR etwas zu weit weg war. Stattdessen ging ich zur Neustädter Marienkirche, wo "Schall - Hall - Raum" aufgeführt wurde, eine Performance für Orgel, Trompete und Flöte. Gemeinsam mit Ruth M. Seiler, der Organistin der Kirche, traten Leonie Brockmann und Frieder Steinle vom WDR Sinfonieorchester Köln auf. Ich hatte den Eindruck, dass diese Musik für viele der Zuhörer etwas zu avantgardistisch war, andererseits scheint die Marienkirche gerne zu experimentieren. Wie ich eben gesehen habe, gab es im März ein Konzert für Orgel, Schlagzeug und Betonmischer... Leider musste ich so unfreundlich sein und das Konzert vor seinem Ende verlassen, weil ich zurück zur Süsterkirche wollte. Auf dem Terminplan stand ein gemeinsamer Auftritt aller vier Posaunenchöre, plus zwei Dudelsackpfeifern. Die vier Chöre wurden auf den Altarraum, die beiden Seitenschiffe und die Empore verteilt. Die Kirche ist verhältnismäßig klein, und so war man als Zuhörer wirklich "mittendrin". Als dann noch die Dudelsäcke hinzukamen, war für einige Zuhörer der Schalldruck dann wohl doch einige Dezibel zu hoch, der eigentümliche Klang der schottischen Instrumente tat noch sein übriges. Ich persönlich fand es ganz hervorragend. Um den Abend dann gewohnt hochwertig ausklingen zu lassen, ging es nun zur Altstädter Nicolaikirche, wo als inzwischen fest gebuchte Institution der Nachtansichten Norbert Ammermann (Sitar) zusammen mit Swapan Bhattacharya (Tabla) das indische Konzert veranstaltete. Ich hatte den Eindruck, dass er es etwas gerafft hatte, und er wies die Zuhörer zu Beginn darauf hin, dass man sich für indische Musik eben etwas Zeit nehmen müsse. Die Fluktuation der Besucher war für mein Gefühl deutlich geringer als vor zwei und drei Jahren. Man hätte sich sicherlich noch viel mehr ansehen und -hören können, aber dann wären die Nachtansichten nur noch Zapping gewesen. Und was mich etwas gestört hat, was aber gerade die Idee des ganzen Abends ist: Dass man der Musik kaum in Ruhe lauschen konnte, weil Leute ständig kamen und gingen. Und sich auch nicht genierten, mehr oder minder laut zu reden, was dann manchmal doch ziemlich nervte. Aber diese Einschränkung muss man wohl auch bei den nächsten Nachtansichen in Kauf nehmen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tja, zur Bemerkung vom Sitarkonzert mit Swapan Bhattacharya und Norbert Ammermann, der "es etwas gereafft hatte" - ja leider, wenn es kurz vorm Auftritt heisst, wir sind schon 15 Minuten nach der Zeit, ob wir nicht nur 50 statt 60 Minuten (geschweige denn klassisch indisch 140 Minuten)spielen könnten, dann weiss man, das man halt in Deutschland ist. Aber besten Dank für den Kommentar! Prof. Dr. Norbert Ammermann (der Sitarspieler)