2006-12-29

neulich im Kino: "Die Rotkäppchen-Verschwörung"

Nicht ganz werksgetreue Nacherzählungen von Märchen sind scheinbar immer noch im Trend. Da gibt es den unverwüstlichen Klassiker von 1941, den Überraschungserfolg von 2001, den ganz passablen Versuch des deutschen Kinos von 2004, und den (leider) Flop von Pro7 aus diesem Jahr. Aber anscheinend ist immer noch Platz für eine weitere Version. Und da Computeranimation inzwischen nicht mehr nur den ganz großen Filmfirmen vorbehalten ist, hat nun auch die bisher unbekannte "Kanbar Entertainment" ihren Beitrag in's Rennen geschickt. Mit "Hoodwinked!" schließt sich der Kreis, wir sind wieder bei Rotkäppchen angekommen, und ähnlich wie schon bei Tex Avery ist hier alles ein wenig anders, als es uns die Gebrüder Grimm überliefert haben. Im Märchenwald treibt ein Gauner sein Unwesen und stiehlt Rezepte. Nach und nach müssen alle Geschäfte schließen, nur Großmutter Puckett ist noch nicht behelligt worden. Steckt sie vielleicht hinter der ganzen Sache? Als Rotkäppchen ihre Großmutter besuchen will und stattdessen den Wolf findet, entsteht zunächst der bekannte Dialog. Wenn dann die Großmutter gefesselt aus dem Wandschrank fällt und im gleichen Augenblick ein Holzfäller mit Getöse durch die Wohnzimmerscheibe fliegt, merkt auch der letzte Zuschauer, dass hier nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die vier Beteiligten dieses Durcheinanders werden von der Polizei verhört, und jeder hat eine etwas andere Geschichte zu erzählen. Offensichtlich ist niemand der, für den er oder sie gehalten wird: Nicht das kleine Rotkäppchen, nicht die brave Oma, nicht der böse Wolf. Und was hat überhaupt dieser Holzfäller mit der ganzen Sache zu tun? Diese vierfache Rückblende auf die Ereignisse ist einer der Aspekte, der den Film wirklich interessant macht. Eine gehörige Portion an Situationskomik und guten Dialogen tun ihr übriges. Was in der deutschen Fassung leider völlig verloren geht, sind die fantastischen Sprecher, die im Original zu hören sind (Jim Belushi, Glen Close, Xzibit und der absolut geniale Patrick Warburton). Sarah Kuttner, Hans-Werner Olm (als Großmutter), Smudo und vor allem Max Raabe sind zwar nicht schlecht, aber bei einem Film dieser Art geht in der Übersetzung einfach zuviel verloren. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Optik des Films. Da es sich um eine Low-Budget-Produktion handelt (zumindest im Vergleich zu "Nemo", "Cars" und dergleichen), sind die Figuren und die Umwelt eher schlicht gehalten. Das wäre an sich noch nicht schlimm, aber dass (zumindest die menschlichen) Darsteller wie Holzfiguren aussehen, fand ich dann doch etwas übertrieben. Man fühlt sich leicht an die "Dulock-Is-A-Happy-Place"-Sequenz in "Shrek" erinnert. Und ich frage mich, wieso der Film erst jetzt in die deutschen Kinos kommt, obwohl er bereits vor über einem Jahr in den USA Premiere hatte, und auch in vielen unserer Nachbarländer schon in der ersten Jahreshälfte gelaufen ist. Denn wer im Film "Over The Hedge" beim grandiosen Schluß-Gag mit Hammy dem Eichhörnchen vor Lachen aus dem Kinosessel gefallen ist, der wird verwundert feststellen, dass der gleiche Gag in diesem Film vorkommt - haben wir es also vielleicht wirklich mit einer Verschwörung zu tun? Ist DreamWorks so mächtig, dass es seinem Film den Vortritt erkaufen konnte? Oder ist das bloß alles ein Zufall? Ich zumindest hätte den Titel des Films auch anders übersetzen können...

2006-12-28

neulich im Kino: "Nachts im Museum"

Ben Stiller gehört zu den Schauspielern, an die ich mich erst langsam gewöhnen musste. Filme wie "Verrückt nach Mary" werden wohl nie ganz meine Wellenlänge sein, aber mit "The Royal Tenenbaums", "Meet the Parents", "Zoolander" und "Starsky & Hutch" hat er mich dann doch allmählich überzeugt, das er ganz nette Filme machen kann. Selbst sein Auftritt in einer Friends-Folge erscheint mir heute viel komischer als noch vor einigen Jahren. Wirklich toll fand ich ihn dann als Alex in "Madagascar", auch wenn es hier "nur" seine Stimme war. Also kann "Night at the Museum" doch garnicht schlecht sein, oder? Als ich erst vor wenigen Tagen im Fernsehen über ein paar Ausschnitte des Films stolperte, sahen die recht vielversprechend aus. Doch dann musste ich mit Erschrecken feststellen: Regisseur des Films ist Shawn Levy, der uns früher in diesem Jahr das Remake von "The Pink Panther" eingebrockt hatte. Auch da sahen der Trailer und die Ausschnitte ganz nett aus. Und ich bin sicher, Steve Martin, Jean Reno und Kevin Kline hätten daraus einen echt guten Film machen können. Stattdessen hatte ich zum ersten Mal das starke Bedürfniss, bereits nach 20 Minuten den Kinosaal zu verlassen - was ich dann nicht gemacht habe, vermutlich weil die Hoffnung zuletzt stirbt. Insgesamt also recht gemischte Voraussetzungen für "Nachts im Museum". Aber als Familienkomödie zwischen den Jahren ist der Film dennoch geeignet. Ben Stiller hat diverse Jobs mit mehr oder weniger (meistens eher weniger) Erfolg gehabt, und landet nun als Nachtwächter in einem Museum. Wunderschön ist die Szene auf dem Arbeitsamt, wenn man weiss, das Stiller seiner eigenen Mutter Anne Meara gegenüber sitzt. Auch die übrige Besetzung kann sich sehen lassen. Stiller löst drei Nachtwächter ab, die in Rente gehen: Dick Van Dyke, Mickey Rooney und Bill Cobbs. Was sie "dem neuen" nicht wirklich verraten: Nachts werden die Exponate des Museums lebendig - und hinterlassen dabei in der Regel ein totales Chaos. Der einzige Vernünftige ist die Puppe von Teddy Roosevelt (Robin Williams), der z.B. hilft, einen Streit zwischen einem Cowboy (Owen Wilson) und einem römischen Centurio (Steve Coogan) zu schlichten. Die Story ist also nicht unbedingt der Brüller, und die Ausführung lässt manchmal zu wünschen übrig. Aber dennoch hat der Film genügend leichte Momente, so dass er insgesamt recht unterhaltsam ist. Wenn Stiller z.B. rätselt, welchen berühmten Entdecker eine Statue darstellt (wer hat den Film produziert?). Oder wenn er das Sprichwort "Fool me once..." ebensowenig auf die Reihe bekommt, wie der amtierende Präsident der USA. Eine besondere Überraschung hält noch die deutsche Synchronisation bereit: Wer immer auf die Idee kam, den Museumsdirektor von Piet Klocke sprechen zu lassen, ihm seit hiermit virtuell die Hand geschüttelt.

Frischzellenkur

Als Benutzer von Blogger musste man in letzter Zeit immer neidischer auf andere Blogs und deren technische Möglichkeiten schauen. Dinge wie Labels oder Trackback waren nicht möglich oder wurden erst relativ spät eingeführt. Ich war schon am überlegen, ob ich nicht auch auf WordPress oder etwas vergleichbares umsteigen und das ganze auf meinen eigenen Server packen sollte. Aber anscheinend hat die Konzernmutter Google hinter den Kulissen kräftig arbeiten lassen. Bereits vor einiger Zeit konnte man auf die Beta-Version des neuen Blogger umstellen. Ich habe dann doch lieber mal das offizielle Release abgewartet, aber nun auch den Schritt gewagt. Vor allem die Labels (die bei mir altdeutsch "Kategorien" heissen) wollte ich unbedingt haben. Irgendwie habe ich in letzter Zeit (wenn überhaupt) nur zu den Themen Google/Yahoo Maps/Earth geschrieben. Durch die Kategorien und die Übersicht in der Navigationsleiste gehen die anderen Artikel hoffentlich nicht ganz so leicht unter. Weitere Nettigkeiten, wie z.B. die Einbindung von RSS-Feeds, werde ich bestimmt demnächst ausprobieren. Außerdem habe ich die Liste der befreundeten Blogs etwas aktualisiert. Einige Leute sind in der Blogosphäre nicht mehr auffindbar, andere könnten sich ruhig auch mal wieder zu Wort melden. Ich weiß, wer im Glashaus sitzt... Mein Vorsatz für 2007 ist daher, wieder häufiger zu schreiben. Aber gute Vorsätze und dieses Blog, da habe ich noch ein paar Leichen im Keller...